Geschichte

gruendung_previewAm 14. Dezember 1913 wurde die Wasserversorgungs-Genossenschaft Söchtenau als GmbH von 14 Personen aus den Ortschaften Söchtenau, Haid, Hayng und Berg gegründet (eine war wegen Termingüberschneidung verhindert).

Es waren Handwerker , Bauern und Geschäftstleute bei denen sich die Erkenntnis durchsetzte, dass eine gemeinsame Wasserversorgung für die weitere Entwicklung ihrer Anwesen notwendig ist. Bis dahin versorgten sich die meisten Anwesen aus eigenen Hausbrunnen oder Quellen, was sicher in zunehmendem Maße Schwierigkeiten mit der vorhandenen Menge, aber auch aus hygienischer Sicht mit sich brachte. Es gab bereits einige Ansätze gemeinschaftlicher Wasserversorgungen, so hat z.B. Wilperting am Spitzberg Wasser gefasst und in Eisenrohren abgeleitet, in Aschau wurde schon 1909 von drei Bauern gemeinschaftlich ein Hochbehälter errichtet, und das Wasser aus einer Quelle in der Nähe der der Kapelle mit Hilfe eines Widder in den Hochbehälter gepumpt. Auch in Söchtenau gab es eine erste gemeinschaftliche Wasserversorgung, die zu erst noch mit Holz- später mit Eisenrohren errichtet wurde. Diese Anlage existiert als Brauchwasseranlage noch heute. Da sich damals weder der Staat noch die meisten Gemeinden besonders für die Wasserversorgung ihrer Bürger engagierten, blieb es fortschrittlich denkenden Bürgern überlassen, sich der eigenen Wasserversorgung selbst anzunehmen, mit dem hohen Risiko des Scheiterns.

Die Gründungsmitglieder der Wasserversorgungs-Genossenschaft Söchtenau GmbH sind:

Linhuber Michael Haid Obermoar Vorstand
Hundhammer Georg Söchtenau Schmiedemeister Kassier + Protokollfüher
Purainer Florian Haid Bruckner Beisitzer
Forstner Josef Berg Berger Beisitzer
Voglsamer Rupert Berg Dangl
Voit Sebastian Berg Lugner
Fürst August Hayng Müller
Adlmaier Emmeran Haid Urban
Gießer Alois Söchtenau Sattlermeister
Starzner Xaver Söchtenau Schuhmachermeister
Kirschner Korbinian Haid Waltl / Zimmerermeister
Maier Alois Haid Riepl
Forstner Paul Berg Knogler
Riepertinger Sebastian Berg Fritz

Bei Unterthal wurde die Quelle gefasst. Sie konnte von Anna Baumgartner aus Oberthal zum Preis von 200 Mark gekauft werden. Von hier wurde das Wasser bis nach Hayng in die Pumpstation gesaugt, um dann weiter in den Hochbehälter in Berg gepumpt zu werden. Es ist zu bedenken, dass 1914 auf dem Land noch an den wenigsten Orten elektrische Energie zur Verfügung stand. Deshalb hat man mit einem Kostenaufwand von 2000 Mark und freiem Wasser die überschüssige Wasserkraft der Mühle zum pumpen erworben.

Zeitweise wurde überlegt, eine der Quellen bei Rachelsberg zu fassen, und das Wasser mit der Energie aus dem dortigen kleinen E-Werk in den Hochbehälter zu fördern. Dieser Plan wurde jedoch wieder verworfen, da die dafür erforderliche Energie nicht in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt werden konnte.

Für 28000 Mark erhielt die Baufirma Hans Gall aus München den Auftrag, die Wasserversorgungsanlage zu erbauen. (1 Mark war 1914 nach heutigem Geld 8,08 € wert)

Gebaut wurden ein Hochbehälter in Berg mit 50 cbm Inhalt, eine Leitung von Berg über Hayng und Haid nach Söchtenau, eine Saugeitung von der Quelle zur Pumpstation nach Hayng, die Quellfassung, die Pumpstation und die 14 Hausanschlüsse. 12 Unterflurhydranten wurden zur Löschwasserversorgung in den Ortschaften eingebaut, sowie diverse Entleerungen und Entlüftungsmöglichkeiten. Es wurden ausschließlich verstemmte Stahlleitungen eingebaut. Das Material war von so hervorragender Qualität, dass die Rohre selbst nach 80 Jahren noch gut waren. Lediglich die für heutige Verhältnisse zu kleine Dimensionierung und andere Leitungstrassen erforderten nach und nach eine Erneuerung aller alten Leitungen. Die Erdarbeiten mußten von den Mitgliedern in Eigenleistung erbracht werden. Der Wasserstand im Hochbehälter ist mit Hilfe einer mechanisch gesteuerten Anzeige in Berg angezeigt worden, so dass von der Pumpstation Haygn aus der Füllstand abzulesen war. Erst ab 1951 wurden die Pumpen über ein Erdkabel mittels Anzeigelampen und einer Sirene gesteuert.

Mit Vertrag vom 3. Juni 1917 kam das neugegründete Wasserconsortium Straßkirchen als Wasserabnehmer zur Wasserversorgungs-Genossenschaft Söchtenau und wurde zum Preis von 10.000 Mark zugleich Miteigentümer der gemeinsam genutzten Anlagenteile. Das Wasserconsortium Straßkirchen hatte zu Anfang 25 Mitglieder aus den Ortschaften Hölking, Rackerting, Straßkirchen, Reipersberg, Aschau, Straß und Wilperting.

Die Gründungsmitglieder des Wasserconsortium Straßkirchen sind:

Vogleitner Josef Hölking Schwab Beisitzer
Roßwagner Xaver Hölking Hell
Eckstaller Mathias Hölking Schneider
Böhm Ande Rackerting Schmied
Roß Josef Rackerting Rackertinger Beisitzer
Bader Benno Straßkirchen Wirt Beisitzer
Vodermaier Rupert Straßkirchen Mesner
Kirchbeck Jakob Straßkirchen Lindl
Schnell Simon Straßkirchen Moar
Gaßner Maria Straßkirchen Baumgartner
Rußwurm Georg Straßkirchen Schmid
Kislinger Johann Reipersberg Schwab Beisitzer
Gaßner Jakob Reipersberg Mittner 1. Vorstand
Maier Josef Aschau Peter Kassier
Fischer Josef Aschau Kronast
Schießl Joachim Aschau Forstner Schriftführer
Schnell Josef Aschau Schmiedemeister
Wagner Heinrich Straß Straßer Beisitzer
Grießer Sebastian Straß Scheibenbogen
Hölzl Josef Wilperting Gartner
Schartner August Wilperting Gaberhell
Wagner Michael Wilperting Boli
Distlberger Johann Wilperting Kronast
Kurfer Simos Wilperting Asen

Mit einem Gesamtkostenaufwand von 54.607,60 Mark haben die Mitglieder ein umfangreiches Leitungsnetz zur Wasserversorgung geschaffen. Der Hochbehälter in Aschau ist zum Preis von 480 Mark gekauft worden. Die Leitungen gingen von Berg nach Straß, über Achau, Hölking, Rackerting nach Reipersberg, von Rackerting nach Straßkirchen und von Straß nach Wilperting. Vermutlich wegen der Materialknappheit verursacht durch den 1. Weltkrieg wurden Gußleitungen eingebaut. Trotz der Mangelwirtschaft mitten im Krieg wurde nun von Seiten der zuständigen Wasserbehörden großer Wert auf eine geregelte Wasserversorgung gelegt, vermutlich zur Verhinderung von Seuchen und zur Steigerung der Lebensmittelproduktion. Dies geht auch aus Besprechungsprotokollen mit dem königlichen Wasserversorgungsamt in München hervor. Nur so ist es zu erklären, dass zu diesem Zeitpunkt des Krieges die erhebliche Menge an dem sonst kriegswichtigem Material zugeteilt wurde. Nachdem der Versuch des Bezirksamtes Roenheim und des Bayerischen Wasserverorgungsamtes in München das Consortium Straßkirchen mit der Wassergenossenschaft Söchtenau zu einer Genossenschaft zu verschmelzen offenbar auf beiden Seiten keine Mehrheit fand, gründeten die Mitglieder des Wasserconsortium Straßkirchen am 29. Jannuar 1922 die öffentliche Wasserversorgungs-Genossenschaft Straßkichen. Es traten alle Mitglieder des Consortiums der neuen Genossenschaft bei.

1922/23 ist nach dem Umbau der Mühle mit dem Einbau eines Generators auch die Pumpanlage auf elektrischen Antrieb umgestellt worden.

Nach und nach schlossen sich bei beiden Genossenschaften weitere Wasserabnehmer an und die Anlage kam immer öfter an ihre Leistungsgrenze. Sicher waren auch die Druckverhältnisse nicht ausreichend, denn das Wasser mußte im freien Gefälle vom Behälter in Berg in die Hochbehälter von Reipersberg und Aschau fließen. So kam es öfters zum Teil auch längeren Unterbrechungen der Versorgung, was bei den betroffenen Wasserabnehmern verständlicherweise zu erheblichem Unmut führte. Eine große Verbesserung war der neue Wasserturm in Berg mit einem Fassungsvermögen von 200 cbm und einer Höhe von 12 m über Gelände. Er wurde 1951 gemeinsam mit der Wasserversorgungs-Genossenschaft Straßkirchen errichtet. Bei einem Kostenvoranschlag von 17500 DM bekam die Fa. Jakob Maier aus Hofau den Auftrag. Leider musste der neue Behälter bereits 1952 auf Grund von Mängeln in der Bauausführung nachgebessert werden so dass sich durch nachträgliche Einbauten das nutzbare Volumen auf 180 cbm verringerte.

1953: Die Wasserversorgungs-Genossenschaft Straßkirchen wurde mit der Wasserversorgungs-Genossenschaft Söchtenau zusammengelegt, und die Mitglieder wurden zu Mitgliedern der Wasserversorgungs-Genossenschaft Söchtenau eG.

Durch einen kontinuierlich steigenden Wasserverbrauch wurde die Pumpstation in Hayng zu klein. Die Saugleitung verursachte zunehmend Störungen, so dass eine Lösung der Probleme immer dringlicher wurde. 1960 ging man nach einer längeren Planungsphase mit den verschiedenartigsten Lösungsansätzen daran, die Pumpstation unmittelbar neben der Quelle neu zu errichten. Das hatte den Vorteil, dass das Wasser nicht mehr über eine lange Strecke angesaugt werden mußte. Gleichzeitig hat man die Quellfassung vergrößert und eine neue Pumpleitung zum Wasserturm gebaut. Das Wasserschutzgebiet wurde festgelegt und als eine der Auflagen mußte eine nahegelegene Kiesgrube zum Schutz des Wasservorkommens stillgelegt werden. Dies führte erstmals zur Zahlung einer Ausgleichsleistung an Betroffene die Bewirtschaftungsnachteile wegen des Wasserschutzes hinnehmen müssen. Der Bau weiterer und wesentlich größerer Versorgungleitungen ermöglichte es, dass die Behälter in Reipersberg und Aschau abgebaut werden konnten.

In den nächsten Jahren kamen eine ganze Reihe weiterer Ortschaften zur Genossenschaft. Es waren: Egg, Wall, Lampersberg, Rins, Spöck, Stucksdorf, Unterthal, Heumühle, Stetten, Dingbuch, Dingbuch – Filze, Mühldorf, Brüningsau, Schürfmühle, Entmoos, Eßbaum und Furtmühle.

1970 ermöglichte die Genossenschaft der Gemeinde Söchtenau die Mitbenutzung ihres Wasserturmes und einen Teil des genossenschaftlichen Leitungsnetzes. Damit hat man der Gemeinde den sofortigen Bau eines eigenen Hochbehälters und der ca 2,5 km langen Leitung von Berg nach Lampersberg erspart. Für die Genossenschaft brachte das für Jahre eine wesentliche Beschneidung ihrer Bewegungsfreiheit verbunden mit erheblichem wirtschaftlichen Schaden mit sich. Nachdem sich beide Wasserversorgungen 1976 wieder getrennt hatten, wurde die Anlage mittels einer elektrischen Steuerung automatisiert, das erleichterte den Betrieb und die Überwachung der Anlage wesentlich. Gleichzeitig hat man durch den Einbau stärkerer Pumpen die Wasserförderung weiter gesteigert.

Trotzdem wurde immer klarer, dass die Quelle alleine auf Dauer die Wasserversorgung nicht sicherstellen kann. Zur Aufrechterhaltung des Wasserdruckes in den höher gelegenen Ortschaften musste bereits Spitzenwasser von der Gemeinde zugekauft werden. Deshalb ging man 1986 gemeinsam mit dem Bayerischen Landesamt für Wasserwirtschaft daran einen Bunnen zu bohren. 6 Jahre nachdem die Genehmigung beantragt wurde konnte der Brunnen 1992 in Betrieb gehen. Wegen des neuen Brunnens musste das Wasserschutzgebiet neu überarbeitet und erweitert werden.

Die Kanalisierung in Söchtenau, Haid und Lampersberg war der Anlass, dass dort die Ortsleitungen mit hohen Kosten zum großen Teil erneuert und den aktuellen Anforderungen angepasst wurden.

Mit dem kontinuierlich steigenden Wasserverbrauch wurde der Wasserturm langsam wieder zu klein. Aber auch die Beanstandungen durch die zuständigen Behörden zwangen die Genossenschaft Überlegungen anzustellen, wie Abhilfe geschaffen werden kann. Nach Besichtigungen verschiedener Wasserbehälter und Planungen über die verschiedenen sich bietenden Möglichkeiten, kam man zu dem Ergebnis, dass ein neuer Wasserturm gebaut werden soll. Berechnungen eines Ingenieurbüros er gaben eine erforderliche Druckhöhe von 30 m über Grund. Mit 33 m Gesamthöhe und einem Fassungsvermögen von 300 cbm auf dem Turm und 800 cbm Wasser in den Erdbehältern, wird jetzt im gesamten Versorgungsgebiet der nötige Wasserdruck erreicht. Gleichzeitig ist eine ausreichende Wassermenge in den Behältern, die zum Einen den Ansprüchen einer zuverlässigen Wasserversorgung gerecht wird, und zum Anderen einen ausreichenden Feuerschutz gewährleisten kann.

Der Wasserturm ist zum Wahrzeichen für die Wasserversorgungs-Genossenschaft Söchtenau geworden.